Bau- und Dämmstoffe
Bau- und Dämmstoffe für energiesparendes und nachhaltiges Bauen, Qualitätssicherung, Auswahlkriterien, Einsetzbarkeit
Im Gegensatz zur Überschaubarkeit von Baustoffen auf Baustellen vergangener Zeiten haben wir es heute mit einer stetig wachsenden Zahl von unterschiedlichen Baustoffen und Technologien zu tun. Manche Handwerker kommen da ganz schön ins Schwitzen angesichts der Vielzahl detaillierter Verarbeitungsvorschriften. Die allermeisten jedoch scheinen ganz „cool“ zu bleiben – vor allem jene, die nach dem Motto arbeiten: „Das haben wir schon immer so gemacht, und da könnte ja jeder kommen“.

Wird bei dieser Herangehensweise modernes, hochspezialisiertes Material falsch verbaut, gehen mitunter Eigenschaften verloren oder versprochene Einsparungen treten nicht ein. Eine unzureichend geplante oder/und fehlerhaft angebrachte Wärmedämmung an der Außenwand führt dann eben nicht, wie gewünscht, zur Vermeidung von Schimmel, sondern kann diesen erst auslösen.
Ich glaube die Situation ist hausgemacht. Geiz ist auf der Baustelle eben nicht geil. Wer den billigsten Anbieter beauftragt, muss oftmals verdeckte Ausführungsmängel in Kauf nehmen. Aber auch der teure Anbieter ist nicht automatisch der bessere. Daher ist es für beide Seiten hilfreich, wenn Auftraggeber ihre Ansprüche an die handwerkliche Leistung genau formulieren können und sich darüber hinaus mit den verwendeten Materialien und Technologien in den Grundzügen auskennen.
Ich wurde oft belächelt, wenn ich zum Erstkontakt bei Handwerkern mit Plänen, Skizzen, Arbeitsanweisungen oder Verarbeitungsvorschriften auf der Baustelle erschienen bin. Wenn aber klar wurde, dass ich mich als Auftraggeber mit der Sache beschäftigt habe, wenn ich bereit bin, Erfahrungen der Handwerker mit einzubeziehen und dann gemeinsam festgelegt wird, wie eine Sache ausgeführt werden muss, dann klappte es auch meist.

#Vielzahl von Bau- und Dämmstoffen
Die Auswahl von Bau- und Dämmstoffen hängt von den spezifischen Anforderungen des Bauprojekts, den gewünschten Eigenschaften (z.B. Festigkeit, Dämmwert, Brandschutz, Nachhaltigkeit) und den Kosten ab.
Baustoffe sind Materialien, die die tragende Struktur bzw. die äußere Hülle eines Gebäudes bilden.
- Beton: Eines der am häufigsten verwendeten Baumaterialien. Es ist ein Verbundwerkstoff aus Zement, Wasser und Zuschlagstoffen wie Sand oder Kies. Beton ist sehr vielseitig, stabil und langlebig. Beton wird für statisch wichtige Wände, Decken, Säulen u.a.m. verwendet. Die wärmedämmnede Wirkung ist schwach.
- Ziegel, Hochlochziegel: Traditionelle Baustoffe aus Ton, Lehm, Porenbeton oder Beton, bekannt für ihre Festigkeit und Wärmespeicherfähigkeit. Sie werden überwiegend für Wände im Innen- und Außenbereich verwendet. Die wärmedämmnede Wirkung ist mittelmäßig bis gut.
- Holz: Seit Jahrhunderten ein beliebter Baustoff, geschätzt für seine natürliche Ästhetik, Vielseitigkeit und gute Wärmedämmung. Es wird sowohl für tragende Strukturen als auch für Verkleidungen verwendet.
- Stahl: Bekannt für seine hohe Zugfestigkeit, Leichtigkeit und die Fähigkeit, schwere Lasten zu tragen. Er wird oft in größeren Bauwerken oder für spezielle Konstruktionen eingesetzt.
- Aluminium: Ein leichter, korrosionsfester Werkstoff für filigrane Konstruktionen, der z.B. für Fassaden, Fenster- und Türrahmen genutzt wird
- Glas: Ein transparenter Werkstoff, der für Fenster, Türen und Fassaden verwendet wird, um Tageslicht ins Innere zu lassen. Mit Mehrscheibenverglasungen erreicht Glas eine gute Wärmedämmung.
- Kunststoffe: Materialien wie PVC, Polyethylen oder Polycarbonat, die aufgrund ihrer Vielseitigkeit, Haltbarkeit und geringen Kosten in verschiedenen Bereichen des Bauwesens eingesetzt werden, z.B. für Rohre, Fensterrahmen, Dachfenster oder Verkleidungen.
- Naturstein: Seit Jahrhunderten ein grundlegender Baustoff, der für seine Haltbarkeit und zeitlose Optik geschätzt wird, z.B. für Fassaden oder Bodenbeläge.
Dämmstoffe dienen dazu, den Wärmeverlust im Winter und die Überhitzung im Sommer zu begrenzen. Außerdem ermöglichen sie die Einhaltung der Vorschriften des Schallschutzes. Ihre Eigenschaften sind entscheidend für hohe thermische Behaglichkeit und die Energieeffizienz eines Gebäudes.
- Mineralwolle (Glas- und Steinwolle): Einer der am häufigsten verwendeten Dämmstoffe, hergestellt aus geschmolzenem Glas (Glaswolle) oder Gestein (Steinwolle). Sie bietet sehr gute Wärme- und Schalldämmung und ist nicht brennbar.
- Schaumglas, Zellglas: Ein Dämmstoff aus aufgeschäumten recyceltem Glas, der sehr druckfest, dampfdicht und feuchtigkeitsbeständig ist.
- Calciumsilikat: feuchtigkeitsregulierende und kapillaraktive mineralische Dämmplatten, die bei der Schimmelsanierung eingesetzt werden können. Die Dämmwirkung ist mittelmäßig.
- Polystyrol (EPS - expandiertes Schaum-Polystyrol und XPS - extrudiertes Schaum-Polystyrol): Häufig als Hartschaumplatten verwendet. EPS ist auch bekannt unter dem Markennamen "Styropor". EPS und XPS sind leicht, wasserbeständig und haben gute Dämmeigenschaften.
- Polyurethan (PU/PIR): Ein vielseitiger Dämmstoff mit hervorragender Wärmedämmleistung, wird oft als Hartschaumplatten oder als Sprühschaum eingesetzt.
- Phenolharzschaum: Leichte, langlebige Schaumplatten mit gutem Brandverhalten und hervorragenden Dämmwerten.
- Zellulose-Dämmung: Hergestellt aus recycelten Papierprodukten (z.B. Zeitungen) und mit Brandschutzmitteln behandelt. Sie wird als Einblasdämmung mit sehr guter Dämm-und Wärmespeicherwirkung verwendet.
- Holzfaser-Dämmung: Sie wird als Einblasdämmung mit sehr guter Dämm-und Wärmespeicherwirkung verwendet.
- Holzfaserplatten: Aus Holzfasern hergestellt, bieten sehr gute Wärmedämmung, eine hohe Wärmespeicherkapazität und Schalldämmung und sind diffusionsoffen.
- Hanf: Ein schnell nachwachsender Rohstoff, der zu Dämmmatten oder als Schüttgut verarbeitet wird. Er ist diffusionsoffen und schimmelresistent.
- Schaf- und Baumwolle: natürliche, nachwachsende Dämmstoffe mit sehr guten Dämmeigenschaften
- Kork: Aus der Rinde der Korkeiche gewonnen, ist Kork ein langlebiger, feuchtigkeitsbeständiger und schalldämmender Naturdämmstoff.
- Strohballen bzw. -matten: Eine nachhaltige Option mit guter Dämmleistung
#Nicht nur Energieeinsparung beachten
Um ein geeignetes Material auszuwählen bzw. für die Leistungserbringung auszuschreiben, benötigt der Auftraggeber Informationen über die wesentlichen Eigenschaften und das Verhalten von Baumaterialien unter bestimmten Bedingungen. Für einen Dämmstoff sind beispielsweise nicht nur die Wärmeleitfähigkeit von Bedeutung, sondern auch die Verarbeitungsvorschriften, die Voraussetzungen für das Einbringen und das Verhalten bei wechselnden Luftfeuchtigkeiten oder unterschiedlichen Temperaturen. Von Bedeutung sind weiterhin Aspekte wie die Schadstofffreiheit, sowohl beim Einbau als auch im eingebauten Zustand, die Veränderung der Eigenschaften bei Durchströmung mit Raumluft oder Außenluft, das Brandverhalten und die Recyclingfähigkeit. Und neben der realisierbaren thermischen Behaglichkeit im Sommer wie im Winter spielt auch der Schallschutz eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt ist der Systempreis ein wichtiges Entscheidungskriterium und nicht nur der Quadratmeterpreis für das Material.
Im Kapitel Bau- und Dämmstoffe beschäftige ich mich daher mit Materialien, die nach meiner Erfahrung für energiesparendes und behagliches Bauen von Bedeutung sind.
#Normen und Gesetze
- Das wichtigste Gesetz im Zusammenhang mit dem Bau und der Modernisierung von Wohn- und Nichtwohngebäuden ist das Gebäudeenergiegesetz (GEG 2024). Es regelt die Einsparung von Energie durch einzuhaltende bauliche Eckwerte und die Nutzung erneuerbarer Energien zur Wärme- und Kälteerzeugung in Gebäuden. Den Wortlaut des Gesetzes finden Sie hier (Link)
- Die methodische Planung und Bilanzierung des Energiebedarfes von Wohn- als auch Nichtwohngebäuden ist verpflichtend gemäß der DIN V 18599 vorzunehmen.
- Die Erstellung von öffentlich-rechtlichen Nachweisen und Energieausweisen nach DIN 4108-6 ist seit dem 01.01.2024 nicht mehr möglich.
#Zulassung von Bau- und Dämmstoffen, Kennzeichnung
Bau- und Dämmstoffe dürfen für Neubau und Modernisierung nur dann eingesetzt werden, wenn sie bauaufsichtlich zugelassen sind. Grundlage für die Anforderungen an die einzelnen Bau- und Dämmstoffe sind die jeweiligen Stoffnormen nach DIN. Gibt es für ein Produkt keine Stoffnorm, muss die Eignung durch eine Zulassung beim Deutschen Institut für Bautechnik in Berlin nachgewiesen werden.
Zur Sicherstellung der Eigenschaften der Bau- und Dämmstoffe ist eine Güteüberwachung bei der Produktion vorgeschrieben.

Hersteller von Bau- und Wärmedämmstoffen sind verpflichtet, für die Produkte bestimmte Mindestangaben auf der Verpackung anzugeben. Diese Angaben sind auch Bestandteil der Datenblätter der bauaufsichtlichen Zulassung. Folgende Angaben müssen z.B. ersichtlich sein:
- Wärmeleitfähigkeit
- Anwendungstyp
- Baustoffklasse
- Hersteller
- Güteüberwachungsstelle
#CE-Kennzeichen
Das CE-Kennzeichen ist auf der Verpackung auch zu finden, es handelt sich dabei nicht um ein Prüf- oder Qualitätszeichen für das Baumaterial. Es zeigt lediglich die Konformität des Produktes mit den geltenden EU-Richtlinien an. Damit erklärt der Hersteller des Produktes eigenverantwortlich, dass Anforderungen europäischer Richtlinien erfüllt sind. Ohne CE-Kennzeichen darf innerhalb der Europäischen Union kein Produkt in Umlauf gebracht werden.
#Schallschutz
Ziel des Schallschutzes ist der Schutz der Menschen in Aufenthaltsräumen gegen Geräusche
- aus anderen Räumen (Sprache, Musik, Trittschall durch Gehen, Stühlerücken, Haushaltgeräte, usw.),
- aus haustechnischen Anlagen (Waschmaschinen, Trockner, Heizungspumpen, Thermostatventile, Brenner, Gebläse, Ventilatoren, Fahrstühle, usw.) und
- von außen (Verkehrslärm, Gewerbe).
Im Wesentlichen geht es dabei um Maßnahmen gegen Luftschall- und Trittschallübertragung. Im Haus ist der Schallschutz in hohem Maße abhängig von der Masse des Baumaterials. Je dichter der Baustoff ist, umso höher ist der Schallschutz, der erzielt werden kann. Andererseits benötigen Maßnahmen zu Verringerung der Schallübertragung (Trittschalldämmung) Stoffe die ähnliche Eigenschaften besitzen wie Wärmedämmstoffe.